1916 Gewerbe München Plinganser Straße
München, LP 1-5, BGF O.I. 8.600 m²
Landschaftsarchitekten: LA Brandhoff + Voss PartmbB
Tragwerksplanung: Hörmann+Bosch Ingenieurbüro für Bauwesen GmbH
Technische Ausrüstung: IB Wolfgang Spiegl GmbH
Bauphysik: Kurz und Fischer GmbH
Brandschutz: IB Peikos
Spezialtiefbau/Verbau: IB Manfred Weber
Geotechnik: Blasy + Mader GmbH
Vermessung: Scherer und Kurz
Sigeko: Ing. Büro Gell
Verkehrsplanung TG: Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr GmbH
Zertifizierung: ATP Sustain GmbH
Das Grundstück liegt in München am östlichen Rand des sogenannten Gewerbebandes Obersendling, in dem in den letzten Jahren ein Strukturwandel eingeleitet wurde. Im Zuge dieses Strukturwandels wurde von unserem Büro ein städtebaulicher Rahmenplan für einen großen Teil des Deckelgeländes entwickelt mit dem Ziel, innerhalb des Gewerbegebietes Entwicklungspotentiale für Wohnen zu suchen, den Gewerbestandort zu revitalisieren und wenn möglich zu verdichten, die Durchlässigkeit der Gewerbegebiete zu verbessern und den Freiraum zu aktivieren.
Das Planungsgebiet umfasst ca. 5,8 ha und wird begrenzt von der Steinerstraße im Norden, der Plinganserstraße im Osten, einer Wohnbebauung nördlich der Boschetsrieder Straße im Süden und der Tölzer Straße im Westen. Der überwiegende Teil des Gebietes wurde von der Firma Deckel genutzt und nach deren Aufgabe von neuen Eigentümern übernommen. Das Areal besteht im Wesentlichen aus der zentral gelegenen Deckelhalle als denkmalgeschützte ehemalige Produktionshalle, einem Bürogebäude im Südosten, das wieder als Bürogebäude genutzt wird und einem Verwaltungs- und Zweckgebäude im Osten, das derzeit von einer Privatschule genutzt wird. Die Halle wurde lange Zeit nicht mehr gewerblich genutzt. Im direkten Umfeld gab es kleinteilige gewerbliche Zwischennutzungen sowie diverse kleinere bauliche Erweiterungen.
Das Strukturkonzept sieht im Südwesten an der ruhigeren Tölzer Straße eine Wohnbebauung vor, die nach Norden zur Deckelhalle einen Stadtplatz mit Aufenthaltsqualität bildet und damit die Halle als Quartierszentrum freistellt. Nördlich und östlich der Halle wurden verträgliche Gewerbeflächen für Büro- und Verwaltungsgebäude vorgeschlagen. In der großen, stützenfreien Halle wurde eine multifunktionale Nutzung aus Sportflächen der Schule und teilöffentlichen Flächen für Märkte oder Versammlungen sowie im Erdgeschoss eine Kindertagesstätte und kleinere gewerbliche Nutzungen sowie ein Kiosk vorgeschlagen. Am nordöstlichen Rand des Areals war im ursprünglichen Plan zur Entwicklung des Deckelgeländes noch ein Erweiterungsbau der Verwaltung vorgesehen, diese Fläche wurde jedoch bisher als unbefestigter Parkplatz genutzt.
Auf diesem Grundstück wurde östlich der Plinganserstraße neben einem denkmalgeschützten Wohngebäude ein Büro- und Verwaltungsgebäude geplant. Der Baukörper wurde in Anlehnung an das städtebauliche Umfeld als von der Straße zurückgesetztes Punkthaus entwickelt, um den begrünten Vorplatz mit dem großen Baumbestand entlang der Plinganserstraße zu erhalten, das denkmalgeschützte Wohngebäude im Norden freizuhalten und die Belichtung der Wohnungen bestmöglich zu gewährleisten. Auch die reduzierte Tiefgaragenzufahrt folgt dieser Vorgabe. Im Süden schließt das Gebäude an die Nachbarbebauung mit der derzeitigen Nutzung der Neuhofschulen an und bildet den nördlichen Abschluss als Gegenüber des südlichen Verwaltungsgebäudes. Westlich schließt sich die denkmalgeschützte Deckelhalle mit vermietbaren Lagerflächen, Kindertagesstätte und Café an. In Ost-West-Richtung führt ein öffentlicher Fuß- und Radweg durch das Areal, um die Durchlässigkeit des Gebietes zu verbessern. Die Höhenentwicklung orientiert sich an der südlich angrenzenden Bebauung auf dem Deckelgelände und den zulässigen Abstandsflächen. Die Erschließung des Neubaus erfolgt von Osten über die Plinganserstraße, dort befindet sich der Haupteingang, im Norden gibt es einen zweiten Zugang. Das Gebäude ist in einer eigenständigen, modernen Architektursprache geplant. Die Gliederung der Fassade nimmt die horizontalen Brüstungen der Gebäude auf dem Deckelgelände auf und verwendet sie projektspezifisch (andere Höhe). Untergeordnet erfolgt eine feinere vertikale Gliederung durch die den Fenstern vorgelagerten Sonnenschutzlamellen. Im Inneren der Gemeinschaftsbereiche sind Natursteinbeläge, Sichtbetonflächen und Holztüren die prägenden Elemente.
Die Büroflächen sind entlang der Fassaden angeordnet, im Kernbereich befinden sich die Nebenräume und eine nach Mieterwunsch flexibel belegbare Zone, in der Pausenzonen, Besprechungsräume und Ruhezonen vorgesehen sind. Die Büroflurwände erhalten einen großzügigen Verglasungsanteil oder entfallen in den Großraumbereichen ganz. Der Büroausbau wurde unter der Prämisse der Nachhaltigkeit geplant, es wurden elementierte, wiederverwendbare Bauteile sowie Baustoffe mit Recyclinganteil verwendet. Baustoffe mit vorhersehbarem Verschleiß können in Kreisläufe zurückgeführt und wiederverwendet werden. Im Erdgeschoss gibt es begrünte Freiflächen und im 6. Obergeschoss eine Dachterrasse für Pausen und Erholung der dort arbeitenden Menschen mit einem herrlichen Blick auf das Isarhochufer und den neu entstandenen Stadtteil Obersendling.
Das Gebäude ist mit DGNB Silber und Wired Score zertifiziert.