B2320 Wettbewerb München Bürogebäude

München

Landschaftsarchitekten: mahl gebhard konzepte Landschaftsarchitekten BDLA


STÄDTEBAU
Die Vorgabe des rechtsverbindlichen Bebauungsplans, eine deutlich ablesbare Raumkante an der nördlichen Wilhelm-Wagenfeld-Straße zu schaffen (Festsetzung mit Baulinie) wird aufgenommen. Auf eine Einhaltung der Baugrenzen wird bewusst verzichtet damit eine stadträumlich robuste und funktionale Lösung angeboten werden kann. Mit der Setzung eines kompakten viergeschossigen Baukörpers mit einem nach Westen abgestuften Innenhof erfolgt der bauliche Abschluss der Entwicklung des Areals zur öffentlichen Grünfläche bzw. dem öffentlichen Raum. Im Erdgeschoss wird mittels eines breiten, hohen Durchgangs an der Ostseite eine räumliche Verbindung zum bestehenden Hauptzugang hergestellt. Eine flexibel nutzbare Fläche, welche großzügig aufgeglast und öffenbar ist, ermöglicht den Durchblick zur westlichen Freifläche und öffnet somit den Neubau zum öffentlichen Raum. Die neu geschaffene zusammenhängende Freifläche ist Treffpunkt, Kommunikationsfläche und Identitätsort. Die Trauf- und Geschosshöhen des Neubaus nehmen Bezug zum Bestand auf. Die geforderte Verbindungsbrücke fasst den Campus räumlich im Süden.

FUNKTIONALITÄT
Der Neubau wird als eigenständiger Baukörper mit einer flexiblen Erweiterbarkeit von Nutzflächen (Büroeinheiten) entwickelt. Die Erschließung der externen Nutzflächen erfolgt von Norden über die Wilhelm-Wagenfeld-Straße. Die Zugänglichkeit für die Mitarbeiter erfolgt über die neu geschaffene Campusfläche. Zur Campusfläche sind die publikumsintensiven Nutzungen geplant. Vom Showroom führt eine skulpturale Wendeltreppe ins 1. Obergeschoss und über die neue Brücke zum Bestand.
Die Anordnung der Erschließungspunkte (Treppenhäuser mit Aufzügen sowie allen notwendigen Versorgungsschächten) ermöglich ein hohes Maß an unterschiedlicher Teilbarkeit sowie funktional zusammenhängender Nutzflächen.

Die Anlieferung und Entsorgung erfolgen von Norden über einen neutral erschlossenen Bereich. Der im Anlieferbereich positionierte Lastenaufzug kann in alle Geschosse geführt werden.

KONSTRUKTION / RASTER
Es wird ein wirtschaftliche optimierter Stahlbetonskelettbau vorgeschlagen. Sofern möglich und wirtschaftlich sinnvoll, werden Stahlbeton- Halbfertigteile geplant. Die Fassade wird nichttragend als Metallelementfassade mit einer stark ausgeprägten Profilierung sowie mit verdeckt liegendem Sonnenschutz geplant.
Das Gebäude ist auf Basis eines durchlaufenden Rastermaßes entwickelt. Die Fassaden reagieren in konsequenter Weise auf das Raster (1,35 / 2,70 / 4,05 / 5,40 / 8,10m).

TRAGWERK / VORDIMENSIONIERUNG
Das Konstruktionsraster beträgt 8.10 m und wird nahezu durchlaufend geplant.
Die Decken über dem 1.OG bis zum DG werden als Flachdecken mit einer Stärke von 28 cm geplant. Kritische Wand-Eck-Durchstanzpunkte der Decke über EG werden durch Stützenabfangungen (Unterzüge) kompensiert. Die notwendigen Unterzüge mit einer statischen Höhe von ca. 30 cm werden im Systemraster der Stützen angeordnet und dienen der Raumstrukturierung des überhohen Erdgeschosses. Durch diese Maßnahme kann sowohl eine wirtschaftliche Dimensionierung als auch eine sinnvolle funktionale Anordnung der Stützen in den UG mit hoher Flexibilität erzielt werden.

DACHFLÄCHEN
Die Dachflächen können von jeder Nutzungseinheit barrierefrei betreten werden.
Bei der Flächennutzung wird ein Mix aus nutzbaren Dachterrassen mit Süd-Westausrichtung, einer flächenmaximierten PV-Anlage, eine sinnvolle Unterbringung von Technikflächen als eine intensiv genutzte Dachbegrünung vorgeschlagen.

FASSADE
Die klare kubische Formensprache wird durch die ablesbare horizontale Gliederung und der Farbgebung betont. Lediglich die leichte Aufweitung an der Süd-Ostseite bricht das orthogonale äußere Fassadensystem. Der Innenhof ist leicht gedreht, umlaufend terrassiert und weitet sich spannungsvoll je Geschoss wie die Blende einer Kamera. Eine üppige Begrünung gibt den Eindruck hängender Gärten. Vorgeschlagen wird eine horizontale anthrazit farbige Metallfassade mit Brüstungen. Die Fensteröffnungen (Unterleitungen und Formate) verändern sich vom Erdgeschoss zum Dachgeschoss. Eine feine reliefartige Gliederung erfolgt über eine starke Profilierung der Geschossgliederungen (Brüstungen, Stützenverkleidungen, Fensterprofile etc.), und der Gebäudeecken. Zum Innenhof ist die Fassade eher glatt. Die Terrassen erhalten zurückhaltende Glasbrüstungen. Durch die Verwendung von wenigen, aber wertigen Materialien (eloxiertes Metall, Sichtbeton, Glas in Verbindung mit einer üppigen Begrünung im Innenhof) entsteht ein prägnanter ausdrucksstarker Ort.

INNENRAUM
Im Kontrast zur kühlen Außenfassade wird im Innenraum ein nachwachsender Rohstoff (Holz) als wesentlicher Baustoff vorgesehen. Durch gezielten Einbau von hölzernen Wandelementen, Einbaumöbeln, Bodenbelägen und ergänzenden Bauteilen soll in den Nutzungseinheiten ein warmes, atmosphärisches und behagliches Arbeitsumfeld geschaffen werden. Die allgemeinen Bereiche werden in robusten Materialien (Beton und Naturstein) geplant.

Durch das Grundkonzept der klaren Abgeschlossenheit der Büroeinheiten können die raumakustischen Anforderungen mit einfachen Mitteln (Akustikdeckenelemente, weiche Wandbekleidungen, Bodenbeläge, etc.) erreicht werden.

RETTUNGSWEGE
Durch die Anordnung von zwei Treppenräumen und der direkten Anbindung der jeweiligen Nutzungseinheit unter 400 m² sind zwei bauliche Rettungswege nachgewiesen. Somit kann die Freiraumgestaltung ohne Einschränkung und funktionale Anforderung an die Feuerwehraufstellflächen entwickelt werden.

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Die Freiraumgestaltung setzt ihr Hauptaugenmerk auf den sich bildenden Raum zwischen dem bestehenden Gebäude und dem Neubau und die Verbindung dieser zwei Bauabschnitte. Durch die Öffnung des Gebäudes hin zum bestehenden Freiraum und der Einbeziehung der Grün- und Straßenflächen entsteht ein großzügiger Platz mit Campuscharakter. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass ein räumlicher Übergang durch das Gebäude hindurch bis zur öffentlichen Grünfläche geschaffen wird. Die vorhandenen Gestaltungselemente wie farbige Belagsstreifen werden aufgegriffen und im Innenhof fortgesetzt. Die Außenraumgestaltung wird mit Wiesenflächen, langen Holzbänken und Bäumen ergänzt. Das anfallende Regenwasser wird aufgefangen und in den Retentionsflächen und -dächern gespeichert und damit über den Erdkörper gefiltert. Das Überschusswasser wird in eine große Regenwasserzisterne geleitet und als Grauwasser für drei großzügige Wasserflächen verwendet. Die Wasserflächen sind so angeordnet, dass sie gerade in den heißen Sommermonaten für Abkühlung sorgen.

Auf dem Dach entstehen für die zukünftigen Nutzer zwei großzügige Holzdecks mit Bänken. Pergolen mit Photovoltaik spenden Schatten und machen die Dachflächen bei jedem Wetter nutzbar. Die restlichen Dachflächen sind mit Wiesenflächen intensiv begrünt und in der Lage, bei Regen viel Wasser zu speichern und dieses nach und nach wieder abzugeben bzw. zu verdunsten. Es ermöglicht eine hohe Biodiversität, also Vielfalt an Pflanzen und Tieren, und verbessert das Mikroklima und führt dazu, dass die Grundtemperatur der Luftansaugung der Klimageräte deutlich gesenkt wird. Die Technikflächen werden geschickt mit Rankgittern in die Dachlandschaft eingebunden und bieten einen weiteren Beitrag zur Klimaanpassung. Auch die Fassaden (z.B. im Innenhof) sind teilweise begrünt und werden damit selbstverständlicher Teil des Freiraums.

TIEFGARAGE
Die Zu- und Abfahrt zur Tiefgarage erfolgt vom Norden. Die Rampen der Tiefgarage werden im Gebäude integriert. Durch die gewählte Lage der Rampen kann die Garagengröße optimiert werden. Die Tiefgarage wird zweigeschossig und mechanisch belüftet (im 2.UG gesprinklert). Die baurechtlich notwendigen PKW- und Fahrradstellplätze werden auf dem eigenen Grundstück nachgewiesen. Alle Treppenhäuser erhalten einen direkten barrierefreien Zugang in die Tiefgarage.