Maier Neuberger Architekten 1420 Wohnungsbau.München.Carl-Wery-Straße

1420 Wohnungsbau München Carl-Wery-Straße

Neubau einer Wohnanlage mit Haus für Kinder

, München, LP 1-8, BGF O.I. 34.013 m²

Bauherr: GEWOFAG, München
Landschaftsarchitekten: Kübert Landschaftsarchitektur, München
Tragwerksplanung: AWD Ingenieure, Köln
Technische Ausrüstung: feil+semmelmann, Regensburg
Elektrotechnik: Duschl Ingenieure GmbH & Co. KG, Rosenheim
Bauphysik: Möhler+Partner Ing. AG, München
Brandschutz: Ing.-Büro Michael Eckert, München
Ausschreibung: MAIER.NEUBERGER.ARCHITEKTEN GmbH, München
Bauleitung: ERNST² Architekten AG, München, als Nachunternehmer von MAIER.NEUBERGER.ARCHITEKTEN GmbH, München


Die städtebauliche Ordnung für das Grundstück am südöstlichen Stadteingang von München basiert auf der Konzeption von Ballmoos Krucker Architekten, die in einem städtebaulichen Wettbewerb von 2007 mit dem 1. Preis prämiert wurde. In Interpretation der großen Wohnhöfe aus der westlich angrenzenden Bestandsstruktur sieht der Bebauungsplan sechsgeschossige organische Gebäude- und Hofformen vor, die in ein System von öffentlichen Freiflächen eingebunden sind.

Die architektonische Konzeption für die insgesamt 377 Wohnungen mit einer Kindertageseinrichtung interpretiert die städtebauliche Grundidee durch die Ausbildung von zwei Gebäuden, die als Großformen begriffen werden. Die erforderliche Gliederung der Baumasse erfolgt bewusst nicht „hausweise“ sondern als Bearbeitung der großen Form auf mehreren Ebenen.

In einer ersten Gliederungsebene wird die Außenwand durch Falten ähnlich einem Vorhang in vertikale Streifen zoniert. Auf der Ebene der Öffnungen reagiert die Fassade abhängig von der Orientierung (laut/leise, Nord/Süd) durch die Dichte und Größe der Fenster. Dabei kommt ein Baukasten von wenigen Fenstertypen (zwei Breiten, zwei Höhen) zum Einsatz. Durch die unterschiedliche Kombination der Öffnungen entsteht zur Hof- bzw. Südseite ein offener Eindruck, bei dem sich die Fassade fast in eine Netzstruktur auflöst, zur Straßenseite wird die Fensteranzahl nutzungsbedingt reduziert. Durch den höheren Putzanteil kommt hier entsprechend der größeren Wahrnehmungsgeschwindigkeit (Straße, S-Bahn) die Faltung in größerem Maßstab zum Tragen. Im EG wird durch nutzungsabhängige Variation der Fenster eine Sockelzone herausgearbeitet. Diese bildet gegenüber der vertikalen Faltenstruktur eine horizontale Ebene als Vermittlung zum Außenraum. Die Akzentuierung der Eingangsbereiche und Durchgänge durch die robuste Klinkerbekleidung bricht die räumliche Form zugunsten eines komplexeren Gesamteindrucks.

Im Zuge des beginnenden Bauprozesses wurde – den Zielen der Stadt München zur Schaffung von mehr Wohnraum folgend – eine „Nachverdichtung“ in die Höhe auf eine bis zu achtgeschossige Bebauung initiiert, die zu turbulenten Diskussionen in Nachbarschaft und Lokalpolitik führte. Die nun ausgeführte zwei- bis achtgeschossig gestaffelte Silhouette, sowie die zur Befriedung der Nachbarn von Ziegelrot in Grautöne veränderte Farbfassung, entsprechen nicht der ursprünglichen Gestaltungskonzeption. Die aus dieser Eigendynamik entstandenen Transformationen lesen wir als Teil der prozesshaften Evolution des Projektes und verstehen sie als Bestätigung für die Robustheit der gewählten Gestaltungsprinzipien.