2006 Wohnungsbau München Freiham WA 15
Neubau einer Wohnanlage mit Tiefgarage
, München, LP 1-5, BGF O.I. 11.062 m²Bauherr: GEWOFAG Wohnen, München
Landschaftsarchitektur: grabner huber lipp Landschaftsarchitekten, München
Tragwerksplanung: GFM Ingenieure, München
Technische Ausrüstung: IB Feil und Semmelmann
Elektrotechnik: Duschl Ingenieure
Bauphysik: IB Hausladen, München
Brandschutz: IB Eckert, München
Ausgangspunkt für die Entwicklung der Teilflächen WA15.1 Nordwest und West in Freiham Nord, ist der durch die Landeshauptstadt München entwickelte Bebauungsplan Nr. 2068, sowie der Vorbescheid vom 19.11.2018 zur Geschossflächenmehrung gemäß Stadtratsbeschluss im WA15.1 Nordwest von 560m² GF.
Ziel des Konzeptes war es in Freiham auf dem Grundstück des WA 15 als Experiment entlang der Leitlinien von „Zurück zu den Wurzeln“ zu versuchen. Die städtebauliche Randlage zum Sportpark nach Westen und dem Bildungscampus im Süden erscheint hierfür „robust“ genug. Die Gebäude erhalten ihre Prägung durch Flexibilität, Aneigungs- und Wandlungsfähigkeit. Die Produktionsbedingungen ihrer Entstehungszeit bleiben sichtbar – Vorfertigung, Modularität und Stapelung sind gleichzeitig die Struktur- und Gestaltungsprinzipien. Die Gestaltung der Fassade folgt keinem Bild sondern entwickelt sich aus der Struktur und der Aneignung durch die Bewohner. Die Förderung von Durchlässigkeit, Begegnung und Kommunikation geschieht in den Häusern, wie auch auf der Ebene der Vernetzung mit dem Quartier.
Es werden große Häuser mit zwei baulichen Rettungswegen vorgeschlagen, so dass die Innenhöfe frei von Feuerwehrflächen ein hohes Maß an Nutzungs-, Aufenthalts- und Aneignungsqualitäten behalten. Zur Förderung der Hausgemeinschaft gibt es trotz der Größe der Häuser mit 2 Treppenräumen jeweils nur einen Haupteingang. Dieser wird in Zusammenhang mit geeigneten Erdgeschossnutzungen, Aufzug und Haupttreppe großzügig als Begegnungsort bis in die oberen Etagen inszeniert.
Gebäude
Die durchgehende Baukörpertiefe von ca. 17m ermöglicht die Umsetzung einer hohen Dichte. Das damit verbundene gute A/V Verhältnis ist sowohl energetisch sinnvoll als auch – aufgrund des geringen Fassadenanteils – kostengünstig.
Die Gebäude sind statisch und technisch als möglichst einfache Strukturen konzipiert:
– Durchlaufende Stützen und Schächte – auch unter Berücksichtigung der TG Nutzung,
– Sanitärkerne mit Anschlussmöglichkeit der Küche, an unterschiedlichen Stellen,
– Kombinierbarkeit der Wohnungen und Variationsmöglichkeiten bei der Raumzuordnung
– Innenliegendes Erschließungssystem
Die wenigen, aber konsequent durchgehaltenen Parameter erlauben die Erstellung eines abwechslungsreichen und effizienten Wohnungsgemenges, welches auch auf lange Sicht auf die Bedürfnisse des Wohnungsmarktes reagieren kann. Dabei bleibt die Fassade frei von statischer Funktion und kann in Materialität, Öffnungsgrad, Erscheinung und bauphysikalischen Eigenschaften individuell auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Die Anordnung der privaten Freiflächen erfolgt – soweit möglich – über vorgelagerte Balkone.
Durch die Reduktion der Treppenräume und die Herstellung des zweiten Rettungsweges wird der innenliegende Mittelflur zum zentralen Entwurfsbestandteil, dem räumlich und gestalterisch entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Die Treppenräume und Gemeinschaftsflächen sind so angeordnet und ausgebildet, dass – wo immer es möglich ist – Tageslicht ins Gebäude und in den Erschließungsflur fällt.
Neben einer abwechslungsreichen räumlichen Gliederung, die u.a. die notwendigen Bewegungsflächen nach DIN 18040 ermöglicht, werden die Flure farblich und in der Materialität als eigene „Fassade“ verstanden, die den Bewohnen Bewegung- und Begegnungsraum gleichermaßen sind.
Entsprechend der zur Verfügung stehenden Fassadenfläche werden an den Längsseiten die kleineren, einseitig orientierten Wohnungen angeordnet. Die Anordnung der Sanitärkerne erlaubt jedoch die Verbindung von zwei oder mehreren Einheiten, so dass ohne Änderung der Gebäudestruktur auch größere Wohnungen oder Wohngruppen hergestellt werden können. Die größeren Wohnungen werden bevorzugt über Eck- mit zwei Belichtungsseiten angeordnet.
Gemeinschaftsnutzungen wie Fahrradräume, Abstellräume für Gehhilfen und Roller, Müllräume oder auch Trockenräume sind notwendige funktionale Bausteine eines lebendigen Wohnhauses. Das Hochparterre von ca. 1m ermöglicht auch im direkten Kontakt zum Gehweg eine private Wohnnutzung. Mit einzelnen Treppenstufen und barrierefreien Rampen wird die Verbindung zum 50cm tiefer liegenden Freiraum hergestellt.
Freiraum
Ein Passepartout aus intensiven Freiraumnutzungen umgibt die freie offene Spiel- und Liegewiese. Die klare räumliche Gliederung unterstützt die einfache Hofstruktur, die sowohl eine Abfolge von privaten zu gemeinschaftlichen Teilräumen ermöglicht, als auch über die städtebaulichen Fugen in Dialog mit der Umgebung, den Alleen des öffentlichen Raumes, tritt. Kleine Platzaufweitungen liegen an diesen wichtigen Schnittstellen und sind Begegnungsort und Adresse. Die auf Erdgeschossniveau liegende Terrassenzone schafft den Übergang zum Gemeinschaftshof. Der zweite Rettungsweg wird baulich gelöst, sodass die Freiraumkonzeption ohne Einschränkungen durch die Feuerwehrbefahrbarkeit erfolgen kann.