2020 Wohnungsbau München Henschelstraße

Neubau einer Wohnanlage im geförderten Wohnungsbau in vorgefertigter Hybridbauweise mit Haus für Kinder

, München, LP 1-5, BGF O.I. 17.000 m²

Bauherr: GWG, München
Generalübernehmer: ARGE HEN 2.BA, B&O Bau Bayern GmbH und Tauber Bau Nürnberg Hoch- und Ingenieurbau GmbH, Bad Aibling
Landschaftsarchitektur: adlerolesch, München
Tragwerksplanung: Lang Ingenieure GmbH, esg Ingenieure GmbH
Technische Ausrüstung: IB Wolfgang Spiegl GmbH, München
Bauphysik: Kurz+Fischer, München
Brandschutz: IB Michael Eckert, München

Das Planungsgebiet im Ortsteil Lochhausen liegt in einer Randlage von München. Der kleinteilige Kontext ist weitgehend ländlich bzw. vorstädtisch geprägt. Der Bebauungsplan geht auf einen städtebaulichen Wettbewerb zurück, der in unmittelbarer Nähe zum S-Bahn-Haltepunkt Lochhausen eine hohe bauliche Dichte zulässt. Er sieht aus Schallschutzgründen ein südorientiertes System aus geknickten Zeilen mit einer Höhenentwicklung von in der Regel 3 – 4 Geschossen und definierten Hochpunkten mit 5 bis punktuell 6 Geschossen vor. In Maßstäblichkeit und Höhenentwicklung setzt das Baugebiet ein prägendes Zeichen für verdichtetes Wohnen in peripheren Lagen. Im vorstädtisch geprägten Kontext gelingt es den Häusern eine eigene, positive Identität und Atmosphäre zu erzeugen. Die Architektur des Teilgebietes mit modifizierbaren Typenhäusern zeigt ein serielles Bauen mit Einfachheit, Farbe und Wiederholung. Die entstehende Vielfalt erzeugt Aneignungsfähigkeit, Identifikation und sozialen Zusammenhalt als wesentliche Bestandteile von Baukultur. Mit durchgehender Balkonschicht der Sonne zugewandt unterstützt die Architektur die Qualität des „draußen Wohnens“ und definiert vielfältige und nutzbare Freibereiche. Unter der Balkonspur werden die Hauszugänge und die Vorplätze der Fahrradräume zu kleinen informellen Treffpunkten. Ein ambitioniertes Farbkonzept unterstützt den eigenständigen Charakter des Quartiers.

Zwischen den Wohnzeilen spannen sich halböffentliche Bereiche auf. Hier verlaufen die Wohnwege in West-Ost-Richtung, die gleichzeitig auch die Feuerwehrzufahrten bilden, Integrierte Spielplätze schaffen zusätzliche Bewegungsangebote für die Kleinen. Rings um die Spielflächen, wie auch am Rand der Rasenflächen, laden begleitende Bänke zum Sitzen, Plaudern und Beobachten ein. An der nördlichen Grenze können alle Bestandsbäume erhalten werden. Auf sämtlichen Dächern wird eine extensive Dachbegrünung angelegt. Die Böschung zwischen den Bäumen und den Wohngebäuden wird bepflanzt mit einem Weidengebüsch, in dem die Kinder frei spielen können. Die Auflösung des Mittelbereiches in Einzelhäuser führt zu einem zusätzlichen kleinen Anger, der das Quartier in seiner Mitte verbindet und die Spielflächen als Kommunikationsorte verknüpft. Die Positionierung der Häuser auf unterschiedlichen Niveaus erleichtert die Vermittlung des Höhenunterschiedes im Gelände. Die architektonische Haltung stellt nicht das individuelle Detail in den Vordergrund, sondern das Zusammenwirken der einzelnen Teile zu einer wirkungsvollen Übersumme. Ablesbare Fügung, industrieller Charakter, in Nuancen variierende Farbakzente, ähnliche aber nicht gleiche Häuser – dies alles erzeugt räumliche Dichte und Komplexität, die zu einer lebendigen Quartiersidentität beitragen.

Mit Ausnahme des Sonderhauses im WA 4 basieren die Gebäude auf einer ähnlichen Grundstruktur. In einer Kombination aus tragenden Stahlbeton-Hohlwänden – an den Fassaden der Stirnseiten und im EG mit WDVS – Hohlkörperdecken aus Fertigteilelementen und – an den Längsseiten der Obergeschosse – hochgedämmten, vorgefertigten Außenwänden in Holzrahmenbauweise entstehen wirtschaftliche, nachhaltige Gebäude mit minimierter CO2-Bilanz. Die Termin- und Kostenvorgaben erforderten einen systematisierten Bauablauf in einer Mischung aus konventioneller und vorgefertigter Holz-Hybrid-Bauweise. Der hybride Einsatz der Werkstoffe Holz und Beton stellt eine Synergie aus Langlebigkeit, Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit dar. Die Kombination ermöglicht einen wirtschaftlich optimierten Einsatz der mineralischen Baustoffe und des nachwachsenden Rohstoffes Holz. Holz bindet über seinen Wachstumszyklus dauerhaft CO2 und stellt somit eine natürliche Senke in der allgemeinen CO2 Bilanz dar. Beton selbst überzeugt seit jeher durch Beständigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen.

Das Projekt mit all seinen Bau- und Planungsleistungen wurde als Totalübernehmerpaket nach VOB/A vergeben. Dadurch konnten die Vorteile eines Holz-Hybridbaus unter Verwendung spezifischer vorgefertigter Bauteile wie Beton-Hohlkammerfertigdecken, Leichtbau-Fertigbädern, Holzständerwänden und Systembalkonen voll genutzt werden. Durch die frühzeitige Beteiligung der ausführenden Unternehmen wurde ein nahtloser Übergang zwischen der Planung des Architekten und der Fachplaner und der Werk- und Montageplanung der Firmen erreicht. Dies zeigt sich vor allem auch in einer Projektlaufzeit, die von Beauftragung bis zur Übergabe der Wohnungen lediglich zwischen 27 und 30 Monaten betrug, einer Terminschiene die bei Gebäuden mit Tiefgarage und bis zu 5 Geschossen in klassischeren Konstellationen üblicherweise nicht erreicht wird. Neben diesem Vorteil konnte durch die Verwendung von Bauteilen, die im Werk vorgefertigt werden, zusätzlich noch die Ausführungsqualität deutlich gesteigert werden.